Wartung

Getriebewartung

In unserer täglichen Praxis werden wir immer wieder von Kunden angesprochen, was man tun kann, um die Lebensdauer des Automatikgetriebes zu verlängern. Soll ein Ölwechsel gemacht werden oder besser eine Ölspülung? Auf unserer Seite „Ölwechsel oder Spülung“ geben wir Ihnen Entscheidungshilfen und sprechen Empfehlungen aus.

Automatikgetriebe werden oft mit einer Lebensdauerfüllung ausgeliefert. Wir erklären den Begriff.

Die Hersteller verlangen für Ihre Getriebe ein bestimmtes Öl und zwar hat jeder Hersteller sein eigenes. So verlangt Audi und VW für fast jedes Getriebe ein anderes Öl. BMW nutzt teilweise die Getriebetechnik vom gleichen Hersteller wie Audi, hat aber eine andere Ölvorschrift., Mercedes verlangt für seine 7 Gang Automatikgetriebe ein bestimmtes Öl von Shell. Renault verlangt für seine 4 Gang Automatik ein Automatikgetriebeöl von Elf. Das Getriebeöl für die 5 Gang Automatik von Jatco stammt aus dem Hause Texaco. Mitsubishi hat ein eigenes Öl, Toyota ein anderes u.s.w. Auf unserer Seite „Das passende Öl“ geben wir Antworten und erklären unsere Position.

Gelegentlich wird berichtet dass es nach einem Ölwechsel Probleme gibt. Auf der Seite Komplikationen beleuchten wir die Hintergründe Werkstätten treten an uns heran mit der Frage, welches Öl eingefüllt werden kann. Wie kann der Ölstand kontrolliert werden? Wo wird es nachgefüllt? Auf unserer Seite „Service“ geben wir Antworten und Hilfestellungen für den Aus und Einbau. In den dort hinterlegten PDF -Dateien finden Sie unsere Ölempfehlungen für jedes Getriebe.

Lebensdauererfüllung

Früher war es üblich dass die Hersteller bei Automatikgetriebe einen Wartungs- bzw. Ölwechselintervall von 60.000 Kilometern vorschrieben. Heute sind praktisch alle Automatikgetriebe mit einer sogenannten Lebensdauerfüllung versehen. Manchmal nimmt der Hersteller aber auch die Vorgaben wieder zurück. So wurde das stufenlose Automatikgetriebe von Audi, die Multitronik, ursprünglich mit einer Lebensdauerfüllung verkauft, heute hören wir aber immer häufiger von unseren Kunden, dass Audi ein Ölwechselintervall von 60.000 km vorschreibt. Bei den meisten Herstellern wird von einer Laufleistung von 120.000 bis 180.000 Kilometern ausgegangen.

Zweifellos sind die Automatikgetriebeöle in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter entwickelt und verbessert worden. Moderne Automatikgetriebe verlangen heute fast durchweg synthetische oder teilsynthetische Getriebeöle. Zusammen mit einer feiner abgestimmten Steuerelektronik erscheint es durchaus logisch die Serviceintervalle zu verlängern.

Bei der LKW Technik wird schon länger der Ölwechselintervall durch den Einsatz von synthetischen Ölen verdoppelt. Auf PKW Getriebe übertragen würde das bedeuten, dass nach ca. 120.000 Kilometern ein Ölwechsel nötig wäre. Diese Auffassung vertritt heute nach unserer Kenntnis auch der Getriebehersteller ZF (Zahnradfabrik Friedrichshafen).

Tatsächlich haben viele Hersteller in der Software der Automatikgetriebe-Steuergeräte einen sogenannten Ölalterungszähler integriert. Dieser zählt die Betriebsstunden, misst die Temperaturbelastung und errechnet daraus einen Wert, anhand dessen die Alterung des Öls und somit die Notwendigkeit eines Ölwechsels abgelesen werden kann.

Wir vertreten die Auffassung, dass die Bezeichnung Lebensdauerfüllung keinesfalls bedeutet, dass das Getriebeöl nicht gewechselt werden soll. Wir sind der Meinung, dass der Begriff Lebensdauerfüllung eher ein Marketingbegriff ist.

Wir empfehlen als grobe Richtschnur bei Getrieben mit Lebensdauerfüllung einen ersten Ölwechsel nach 100.000 Kilometern und dann alle 60.000. Kilometer.

Ölwechsel oder Ölspülung

Mit der Umstellung auf sogenannte Lebensdaueröle hat man teilweise die Servicefähigkeit der Automatikgetriebe erheblich eingeschränkt. So ist bei vielen frontgetriebenen Modellen der Wechsel der Ölfilters im Rahmen eines Ölwechsels nicht mehr möglich. Bei manchen Getrieben ist die Ölmenge, die durch einen einfachen Ölwechsel ersetzt werden kann, sehr gering. In den vergangenen Jahren hat sich daher die Idee als Wartung eine Ölspülung vorzunehmen immer weiter verbreitet.

Bei einem Ölwechsel wird das Öl aus dem Automatikgetriebe abgelassen, die Ölwanne soweit möglich abgebaut und der Filter erneuert. Öl, welches sich im Wandler befindet, und Öl, das noch im Getriebeölkühler ist, wird nicht erneuert. Tatsächlich wird bei einem Automatikgetriebeölwechsel je nach Modell nur 50% bis 60% des Öls ausgetauscht.

Bei einer Ölspülung wird das Öl über die Kühlerrücklaufleitung abgelassen und gleichzeitig neues Öl eingefüllt. Das Öl aus Wandler und aus dem Kühler, teilweise auch aus der hydraulischen Steuereinheit wird damit damit ebenfalls ausgetauscht (durchgespült). Mit einer Ölspülung wird über 90% des Öls erneuert.

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt den Unterschied zwischen einem Ölwechsel und einer Spülung. Hier das Automatikgetriebeöl eines Volvo V70 6 Gang Getriebe mit 120.000 Kilometern. Wie deutlich erkennbar ist, ist das Öl schon sehr dunkel geworden. Lange Hitzeeinflüsse und viele Schmutzteilchen haben das Öl altern lassen. Nach einem gewöhnlichen Ölwechsel ist das Öl zwar schon heller geworden, aber immer noch recht dunkel. Nach einer Ölspülung ist das Öl wieder frisch und neu.

 

Die Grafik zeigt das Öl (links) vor einem Ölwechsel oder einer Ölspülung, nach einem Ölwechsel (Mitte) und nach einer Spülung (rechts).

Eine Ölspülung so wie ein Ölwechsel ist eine Servicemaßname. Der neue Filter lässt das Öl besser durchfließen, das frische Öl hat wieder die komplette Palette an unverbrauchten Additiven. Der „Reibwert“ der Lamellen wird verändert und es kann dazu führen, dass das Getriebe besser schaltet, vor allem aber, dass das Getriebe länger hält. Ein defektes Getriebe allerdings wird dadurch nicht repariert.

Moderne Automatikgetriebe haben einen auf das jeweilige Getriebe fein abgestimmten Mix aus Additiven. Detergenzien halten Schmutz und Abrieb in der Schwebe, Reibwertverbesserer (friction modifier) sorgen für ein weiches Zugreifen der Kupplungen. Ziel eines Ölwechsels oder einer Getriebeölspülung ist es, diesen Mix wieder herzustellen. Wir setzen vor einem Ölwechsel oder einer Ölspülung keine weiteren Zusätze oder Reinigungsflüssigkeiten zu. Intakte Getriebe haben keine hartnäckigen Verschmutzungen, die mit chemischen Zusätzen gelöst werden müssten. Teile dieser Zusätze würden jedoch im Getriebe verbleiben und könnten langfristig negative Folgen haben.

Das passende Öl

Die Entwicklung von Automatikgetrieben wird immer stärker von den Anforderungen nach Energieeffizienz und Komfort geprägt. Die „sanfte“ Steuerung der Schaltübergänge, aber auch die besonderen Bedingungen an die Regelung der Wandlerüberbrückungskupplung stellt immer höhere Anforderungen an das Automatikgetriebeöl.

Streng genommen ist das Getriebeöl Teil der Getriebeentwicklung. Meistens entwickelt ein Getriebehersteller zusammen mit einem Ölhersteller das passende Öl und nur dieser Ölhersteller bekommt dann für eine bestimmte Zeit die „Freigabe“. So ist zu erklären, dass jeder Getriebehersteller sein eigenes Getriebeöl vorschreibt.

Andererseits arbeiten alle Getriebehersteller auch mit vergleichbarer Technik, so dass die Anforderungen nicht so weit auseinander liegen, wie die Vielfalt der Getriebeöle zunächst einmal vermuten lässt.

Die Ölvorschrift ist nicht frei von Marketingaspekten. Das Alleinvertriebsrecht für ein bestimmtes Öl ist natürlich auch immer eine willkommene Einnahmequelle, und so kann es sein, dass ein besonderes Öl für ein bestimmtes Getriebe für 35.- Euro pro Liter vom Hersteller angeboten wird. Auf dem freien Markt ist möglicherweise ein gleichwertiges Öl erheblich preisgünstiger zu bekommen. Die Schwierigkeit liegt darin, das richtige Öl zu bestimmen.

Wir sind daran interessiert, das passende Öl für die Getriebe unserer Kunden zu verwenden. Das Öl soll alle Anforderungen an das jeweilige Getriebe erfüllen, aber nicht überteuert sein. Die Palette an Getriebeölen soll überschaubar bleiben.

Bei einigen Getrieben verwenden wir daher ein höherwertiges Öl als vorgeschrieben.

Wir haben uns daher zu einer Zusammenarbeit mit dem mittelständischen deutschen Ölproduzenten Ravenol entschieden. Diese Firma ist die erste und nach unserer Kenntnis die Einzige, die ein umfassendes Sortiment an Automatikgetriebeölen anbietet. Deren Kenntnisse über die chemische Zusammensetzung der Öle nutzen wir für unsere Entscheidungen.

Auf unserer Seite „Service“ finden Sie PDF Dateien mit Hinweisen über die richtige Befüllung eines Automatikgetriebes und Ölempfehlungen für jedes Getriebe.

Komplikationen nach Ölwechsel oder -spülung

Bei modernen Automatikgetriebe mit adaptiver Schaltsteuerung kann es vorkommen, dass zunächst die Schaltqualität leidet. Das hat einfach damit zu tun dass sich der Reibwert der Kupplungslamellen durch das neue Öl ändert, die Elektronik des Automatikgetriebes aber noch auf den Zustand von vor dem Ölaustausch „eingestellt“ ist.

Nach einer längeren ca. 10 bis 20 km langen Fahrt bei niedriger Last und bei Betriebstemperatur sollte die Elektronik des Automatikgetriebes sich an die neuen Bedingungen angepasst haben. Bei manchen Getrieben müssen zusätzlich noch die „Lernwerte“ gelöscht bzw. die „Adaptionsdaten“ zurückgesetzt werden.

Leider gibt es Getriebe, bei denen „vergessen“ wurde die Software so zu programmieren, dass ein zurücksetzen der „Lernwerte“ mittels Auslesegerät möglich ist. Wenn darüber hinaus die Programmierung des Steuergeräts nur eine Überprüfung der Schaltqualität alle 50 bis 100 km vorsieht und dies auch nur unter ganz bestimmten Bedingungen kann das bedeuten, dass eine Adaption der Schaltungen erst nach 500 bis 1000 km erfolgt.

Besonders betroffen ist Audi mit seinen 6 Gang Automatikgetrieben von ZF 09L und 09E.

Wenn an einem defekten Automatikgetriebe ein Ölwechsel oder eine Ölspülung durchgeführt wird, kann es sein, dass das Getriebe schlechter schaltet als vorher. Hat beispielsweise ein Getriebe vorher beim Schalten leicht gerutscht, tut es das danach viel mehr. Die Ursache kann darin liegen, dass Verschmutzungen weggespült wurden, die noch eine gewisse Abdichtungsfunktion hatten. Man kann es auch so erklären: Ein System, dass am Rande des Kollaps steht, kollabiert endgültig allein durch ganz leichte Veränderungen in Durchflussmengen, Reibwert- und Viskositätsänderungen.

Bei einer intakten Automatik passiert das nicht. Es gibt also keinen Anlass zur Sorge.

Auf dem Magneten haben sich viele Späne gesammelt. Ein Hinweis für einen beginnenden Getriebeschaden.

AUTOMATIK­GETRIEBE FAUPEL BERLIN

Ihr Service­partner für Getriebe